Notizen am Rande

"Gestern habe ich im Abendlicht als erster Mensch diesen Vulkan mit Motorschirm beflogen. Nach einer Nacht unter dem gigantischen Sternenhimmel in einer der urtümlichsten Wüsten, frühmorgens Über die Felsen geklettert, die Haare von den kräftigen Winden aus Gasen der flüssigen Lava zerzaust - hellwach zwischen Inspiration, Technik und Naturgenuss. Im Bewusstsein Einmaliges zu erleben und dabei zu sehen, was die Wenigsten an diesem Ort sehen." Ein besonderer Tag - doch für den Reisenden ein Tag mit "Normalität".

An den Vulkanen vereinen sich viele meiner Interessen und ich kann all meine Erfahrungen einbringen:Einerseits die unglaubliche Schönheit, das Abenteuer (oft schon allein die Reise zu einem entlegenen Vulkan), Kontakt mit herausragenden Menschen und sogar echte Forschung:

In Island konnte ich aus der Luft die bizarre Pseudokrater-Landschaft fotografieren. Die Entstehung von Pseudo-kratern hatte jedoch noch kein Mensch gesehen. Bei dem jüngsten Ausbruch des Eyjafjallajökull hatte ich das unglaubliche Glück, Zeuge zu werden, wie sich diese Pseudokrater bilden. Somit sehen die Vortrags-besucher sensationelle Bild- und Videoaufnahmen, in denen dieses dokumentiert ist.

Freilich gelingt nicht immer alles auf Anhieb: Dreimal reiste ich in die Dankil um den Erta Ale zu besuchen; erstmals 1994, als nach dem Ende des Mengistu-Regimes das Land sich Fremden gerade geöffnet hatte. Damals war es noch Sitte, dass Afar-Männer vor ihrer Heirat einem Feind den Penis abgeschnitten haben mußten. Ein seltsames Gefühl verspürte ich jedes mal im Unterleib, wenn ich einem solchen Krieger gegenüberstand...

Der isländische Vulkan Eyjafjallajökull machte Schlagzeilen, als er auch in Deutschland den Flugverkehr lahmlegte. Der Ätna bedrohte umliegende Städte, der sizilianische Katastrophenschutz versuchte mit den Streitkräften zweier Länder den Lavastrom aufzuhalten. Am Stromboli wurde ein Tsunami befürchtet. Am Krakatau verunglückten wenige Tage zuvor leichtsinnige Touristen. Am Merapi wuchs ein Lavadom, dessen verherende Explosion absehbar war. Dies sind nur einige der Vulkanerlebnisse, von denen Carsten Schmidt in diesem Vortrag berichtet.

20 Jahre Erfahrung mit tätigen Vulkanen auf drei Kontinenten fließen in diese Multimediahow, immer hautnah an der Urgewalt. Bei dem isländischen Eyjafjallajökull kam Carsten Schmidt weit näher heran, als die internationalen Fernsehteams. Dies geht freilich nur mit guten Kenntnissen, viel Erfahrung, guter Vorbereitung und mitunter auch schnellen Reaktionen. Der Preis: manche Foto- und Videoausrüstung ließ sich nicht mehr reparieren. Vulkane stellen für die Besucher nicht nur im übertragenen Sinne einen Grenzgang dar. Im Stammesgebiet der wilden Afarkrieger, im Grenzgebiet Äthiopien-Eritrea hatte Carsten Schmidt seine Privatarmee als obligatorische Begleitung. Und die Anreise stellt oftmals eine besondere Herausforderung dar.

Natürlich wollte der Abenteurer bei den jüngeren Expeditionen nicht auf den Motorschirm verzichten: Ist Carsten Schmidt doch als "Der Fliegende Fotograf" bekannt. Mitunter also gab auch große logistische Herausforderungen, die zum Schmunzeln anregen. Der Lohn: Einmalige Perspektiven und ein großartiger Überblick auf die großen Zusammenhänge.

Natürlich interessieren den studierten Geografen nicht nur die Geologie, Geschichte, Mythik, sondern auch die Versuche von Menschen, dieses Naturgeschehen zu beeinflussen, etwa am Ätna den glühenden Strom an der bedrohten Stadt Zafferana vorbeizulenken.

Auch eine Vielzahl denkwürdiger Begegungen in den besuchten Ländern fließt in den Vortrag ein:

So erleben wir den Salzaabbau in der äthiopischen Danakilwüste und folgen den endlosen Kamelkarawanen. Nach dem "Silvesterfeuerwerk" des Erta Ale feiern wir mit hunderttausend Pilgern das traditionelle äthiopische Weihnachtsfest an einem der erstaunlichsten kulturellen Orte.

Vor Nachahmung sei freilich gewarnt: Die Begegnung mit tätigen Vulkanen ist - insbesondere bei fehlenden Kenntnissen - im hohen Maße lebensgefährlich. Aber zum Glück gibt es ja diesen Dia- und Filmvortrag...

Preisgekrönt beim Internationalen Vortragsfestival El Mundo 2012:

Beste Reise / Bestes Abenteuer.

Neu 2013: Nach einer Trocken-tauchausbildung konnte ich den Vortrag auch noch um Unterwasseraktivitäten am Mittelozeanischen Rücken erweitern: Noch ein Abenteuer!

Digitale Multimediashow: Bild + Film