Notizen am Rande

Eine Reise in den Iran eröffnet viele Fragen:

Wieso ausgerechnet eine Urlaubsreise zu den Mullahs?

Wie reagiert ein Revolutionswächter, wenn man ihn auf Arabisch um ein Foto bittet?

Warum essen die erfolgreichsten Drogenschmuggler des Irans dornige Büsche?

Wieso wurden die USA - einst Hoffnungsträger der Iraner - zum "Großen Satan"? Und wie sehen die Iraner die USA und Europa heute?

Wieso heiratet Carsten Schmidt recht spontan auf dieser Reise und lässt sich wenig später wieder scheiden?

Und nicht zuletzt: Was soll uns das Schild mit dem Totenkopf und den seltsamen Schriftzeichen sagen???

Israel trainiert Luftangriffe auf den Iran, die amerikanische Präsidentschaftskandidatin spricht sich für einen Kernwaffeneinsatz gegen den Iran aus. Für Carsten Schmidt der „ideale Zeitpunkt“ mit dem VW Polo von Deutschland nach Persien zu fahren - mit drei Fotoapparaten, 150 Filmen, einer Videokamera und einem motorisierten Gleitschirm, also einer Ausrüstung, die einen Spionageverdacht geradezu provozierte.  Mehrere spannende - und im Nachhinein auch teils recht lustige - Festnahmen durch die Revolutionswächter waren so fast unvermeidlich...
Immerhin bekam der Abenteurer eine offizielle Fluggenehmigung und konnte eine Reihe einmaliger Luftaufnahmen anfertigen. Die Dasht e Lut ist nicht nur die heißeste Wüste der Welt: Die besonderen Formationen gibt es sonst nirgends auf der Welt. Die traumhaften Wüstenflüge - durch menschenleere Natur und im Tiefstflug über Oasen - sind jedoch nur einige der Highlights dieses Vortrags.

Unzählige Einladungen gab es - und einen Pilgerstatus für eine der heiligsten Moscheen, inklusive Fotoerlaubnis, ohne dass Carsten Schmidt seine christliche Herkunft verleugnet hätte.

Aus vielfältigen Gesprächen ergab sich ein umfassender Einblick in Gesellschaft und politische Situation des Iran. Trotz aller kulturellen Unterschiede ein gelebter Respekt toleranter, wissender, anpassungsfähiger Menschen, die tiefe Einblicke in eine andere Welt erlauben. Der Versuch, Brücken über unnötig tiefe Gräben zu bauen.

Im fröhlichen Gespräch mit Schwerstkriminellen (=Whiskytrinkern), spaßiges Autofahren im chaotischen Teheran - 11 Autos nebeneinander auf 5 Fahrspuren - und schließlich, mit einigem Training - wie in Persien üblich - falsch herum durch Einbahnstraßen, mit laut aufgedrehter (verbotener) Musik singend vorbei an lachenden Polizisten und an schönen Frauen, die verstohlen unter ihrem Kopftuch den Fremden anlächelten ... 
Notizen am Rande II

Bei der Neugestaltung meiner Website höre ich Nachrichten. Von einem Dichter, der -obwohl Nobelpreisträger - nicht dichten soll, weil er an ein Tabu rührt. Wo er doch nur in Worte fasst, was viele fürchten. Wieder muß ich an die politische Situation des Jahres denken, in dem ich erstmals in den Iran aufbrach. Wie wenig sich doch ändert. Dass die CIA das Gegenteil vermeldet von damals, wird kaum wahrgenommen. Wichtiger als die Frage "was ist wahr" ist wohl das "cui bono".

Ich denke an den islamischen Gruß, den Reisende so oft hören: "A salam aleikum" Friede sei mit Dir. Und ich sehe das Bild von drei jungen Mädchen, fröhliche Kinder. Wird man Ihnen Frieden gönnen? Heißt nicht auch "Shalom" Friede? Ist es nur ein Wort?

Und dann...

Als erster Tourist in der vom Erdbeben zerstörten Stadt Bam... Am Grabmal des Propheten Daniel... Auf den Spuren des großen Perserkönige Xerxes, Darius und Kyros...

Mit hunderten Literaturbegeisterter am Grabmal des Dichters Hafis, der schon Goethe inspirierte...

Auf einer zweiten Reise zum Frühlingsfest Nouruz sowie als ganz besondere Erfahrung zwischen ekstatischen Pilgern am Grabmal des Iman Ali in Mashad.