1965 war das Jahr mit zwei besonderen Geburten: Carsten Schmidt und Nutella. Der ursächliche Zusammenhang ist noch nicht geklärt, aber die Affinität ist deutlich. Der Verzicht auf Nutella war das größte Problem bei den Reisen.

Der erste Versuch, die Ferne zu erkunden, erfolgte in Berlin, wo ich den Puffer einer Dampflokomotive bestieg... Leider wartete ich vergebens auf die Abfahrt: Die Lokomotive stand auf dem Spielplatz von Kreuzberg.

Möglicherweise beeinflußte diese frühkindliche Enttäuschung durch ein öffentliches Verkehrsmittel die spätere Wahl des Individualreisens per Rad.

 

Etwas weiter ging es während eines Urlaubs in Großenbrode (Ostsee). Schon mit sechs Jahren war ein Strandurlaub für mich wenig befriedigend. Kurzerhand nahm ich morgens einen drei Jahre älteren Jungen bei der Hand und führte ihn zu der 8 km entfernten Fehmarnsundbrücke. Dort entdeckte ich dann auch noch einen versteinerten Seeigel, der mit einem Durchmesser von gut 7 cm bereits ein besseres Museumsstück darstellt. Als wir nachmittags von der 16 km (!!!) Küstenwanderung zurückkehrten, bekamen meine Eltern böse Worte von den Eltern des anderen Jungen zu hören.... Hatte ich doch ihren Sohn, der - drei Jahre älter als ich - sich von mir zu einen solchen Ausflug verleiten ließ, um das Mittagessen gebracht. Ob hier eine Ursache dafür liegt, dass ich die großen Reisen allein unternahm?

Aufgewachsen im Flachland zwischen Bremen und Osnabrück (Barnstorf, Kreis Diepholz) drängte sich das Fahrrad als Verkehrsmittel geradezu auf. Kaum waren die Stützräder entfernt, erkundete ich das Hunteholz und Moor, fuhr mit einem Freund ins 200 km entfernte Hamburg, wo wir unsere Räder entgegen anderslautenden Berichten nicht auf der Reeperbahn versetzt haben: Sie wurden geklaut.

Nach dem Training des täglichen Schulweges (Einfache Strecke 15 km) galt es eine Wette zu gewinnen: In vier Tagen nach München (800 km) .

Danach waren dann auch die Kairotour (6000 km) und die Afrikatour (12776 km) kein Problem mehr. Dabei infizierte ich mich mit dem Afrikavirus, so dass ich abwechselnd Vorträge für Volkshochschulen hielt und nach Afrika verreiste. Ach ja, nebenbei studierte ich noch in Mainz: Chemie, Physik und, angeregt durch das unmittelbare Erleben eines Vulkanausbruches: Geographie.

Die Geographie war mir in der Schule eines der unliebsamsten Fächer gewesen und nun wollte ich es besser machen: Ich wurde Lehrer und unterrichtete 5 Jahre in einer Braunschweiger Schule mit spezieller Hochbegabtenförderung. Da sich dort der Schwerpunkt von diesem interessanten Schulprofil weg verlagerte und nach einem Gleit- und Motorschirmkurs die Alpennähe lockte, arbeite ich nun in dem wunderschönen Blaubeuren und lebe somit "in Ulm, um Ulm und um Ulm herum".

Leider haben Lehrer trotz des unvergesslichen Schröderzitates weder Halbtagsjobs noch drei Monate Ferien (Nicht nur Kanzler arbeiten mitunter Abends und am Wochenende) aber zumindest die Sommerferien nutze ich für eine größere Reise. Mit hoher Wahrscheinlichkeit werde ich mir auch ein Jahr freinehmen, um weitere Träume zu verwirklichen.

Viele Ideen, viele Träume. Bislang reiste ich auf den längeren Reisen allein, aber es gibt auch Projekte, die sich besser zu zweit verwirklichen lassen. Natürlich muß man sich auf so einer Reise schon gut verstehen... kaum etwas ist unangenehmer, als Fern der Zivilisation festzustellen, dass man den anderen nicht mehr ertragen kann, aber nur ein Zelt dabei hat.... Ich weiß von zwei Radlern, denen genau dieses passierte.

Wenn Du neugierig auf die Welt bist und den Mut hast, auch einmal die ausgetrampelten Wege zu verlassen könnte eine Plauderei vielleicht ganz interessant sein... Ich freue mich auf Deine Mail .

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